Auftragsgedichte

Eine winzige Auswahl aus den Auftragsgedichten

Lyrik, nach Bestellung innerhalb von wenigen Minuten auf der Straße entstanden

Documenta

"EIFERSUCHT"

Ich will dich
so allein wie
mich.

 

"ÜBER DIE LIEBE"

Ich, die Liebe.
Immer über mich geht der Weg.

Ich stell dir die Haare zu Berge,
jage dich Täler tief und höher
die Höhen,
sitz dir in den Finger-, Haar- und Zehenspitzen,
leg mich quer zum Hirn,
seh dir leiser weinend nach,
stehl mich davon über die
Grenze Erinnerung.

Ich, die Liebe, immer über mich
geht der Weg.

(Erstbesteller: Matthyas Jenny, Erfinder des Literaturtelefons)

 

"WOLPERTINGER und LIEBE"

Liebst du michel
lieb ich dichel
ganz sichel
inniglichel

Kleine Stichel
mag ich nichel
Komm mir ja nicht
auf die Schlichel

Im Geringel
und Gerangel
macht der Schlingel
mit der Schlangel

Wolpertingeltangel

 

"DER BUMERANG"

Der Bumerang, der Bumerang,
der um einiges zu lang,
wuchs zum Glück
noch ein Stück,
wuchs über sich hinaus,
flog bis nach Haus.
Da treibt er´s jetzt mit Bumerange,
denn die wartete schon jahrelange.

(Weiterdichtung eines Morgenstern-Gedichts)

 

"LORELEY"

Sie steht am Hang
die Sekunde lang
als mein Zug
mich vorübertrug
Der Kaffee schwappte
im Becher pappte
ein Brummer
vor Kummer
ertrunken
versunken.

"Lore Lei"

Erst sanken sie
dann ertranken sie
jetzt sterben sie aus
mit Mann und Maus
die Schiffer am Rhein
Allein...
Lore Lei
ist noch dabei
zu kämmen ihr Haar
zu fönen gar,
zu waschen, zu legen
und meinetwegen
auf die Schnelle
'ne Dauerwelle.
Da kommt die Krise
per Brise
für die Frisur
eine Tortur.
Lore Lei
schimpft für zwei
nimmt ne Schere
als ob nix wäre
Schnipp schnipp
hipp hipp
Hurra hurra
sie liegen da
die blonden Dinger
Schon dichtet Springer
Loreley gottseidank
jetzt Punk.

 

"EULEN"

Eulen sind treu
sie heulen
nach innen
sie sehen dich immer neu
mit der Nacht in ihren Augen tiefdrinnen
Sie leben so leise
Wie weise sie sind.
Hell wach
denken sie nach.

 

"ÜBER MEINEN FREUND; eine Ode bitte"

O du Wust, du Bub
du Schultaschendieb
o Du du du

O du Schnurz, du ruchloser Wurz
du Nächtedieb
du Immerlieb
o du du

Du schmale lügenlange
Liederstange
verschmitzt, verwitzt

und heimlich so
ernst wie froh
O du!

Kommentar: Es ist keine Ode, sondern eine Odu geworden.

 

"DER RASENMÄHER"

Rast der Mäher
immer näher
wetzt die Ecken ab
schickt das Gras ins Grab
kämpft mit Stein
erst recht mit Bein
läßt das Schneiden sein
ist so satt
mag kein Blatt
mäh(e)r, mäh(e)r.

 

"DER SALAMANDER"

Der Lurch, der Lurch
muß überall durch
Drüben ist er ein andrer
und heißt Salamander.

 

"KÄPT`N KAUFHOF"
pflügt durchs Steinerne Meer
Still, steil, steril
wacht er über Persil
Spielzeugkrokodil
und kennt nur ein Ziel:
viel.

 

"WECHSELJAHRE"

ist die frau keine sexelware
kommt sie auf die häxelbahre
ihr wird heiß
sie wird weiß
das sind die wexeljahre

 
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